Hungersnot im Volke Gottes

Der nachfolgende Artikel hat nichts mit Zähnen zu tun. Er zeigt, wie lebendig Gottes Wort bis in unsere Zeit hinein spricht. Er soll Christen ansprechen, die sich Sorge um das geistliche Wohl in ihrer Gemeinde/Versammlung machen.
Elisa aber kehrte nach Gilgal zurück. Und es war Hungersnot im Land. Und die Söhne der Propheten saßen vor ihm. Und er sprach zu seinem Knaben: Setze den großen Topf auf und koche ein Gericht für die Söhne der Propheten. Da ging einer auf das Feld hinaus, um Kräuter zu lesen, und er fand eine wilde Ranke und las davon wilde Koloquinthen, sein Gewand voll, und er kam und zerschnitt sie in den Kochtopf, denn sie kannten sie nicht. Und sie schütteten es aus zum Essen für die Männer. Aber es geschah, als sie von dem Gericht aßen, da schrien sie und sprachen: Der Tod ist im Topf, Mann Gottes! Und sie konnten es nicht essen. Da sprach er: So holt Mehl her! Und er warf es in den Topf und sprach: Schütte es aus für die Leute, damit sie essen. Und es war nichts Schlimmes mehr im Topf. 2.Könige 4,38-41
Als das Volk Israel in das Land Kanaan einzog, wurden alle Männer in Gilgal beschnitten. Dieser Ort weist damit symbolisch auf das Gericht über unsere alte Natur hin (Kol 2,11). Von Gilgal aus zogen sie mehrmals los und errangen große Siege über die Feinde. Doch Jahrhunderte später, zur Zeit Elisas, war Gilgal ein Ort des Götzendienstes. Kein Wunder, dass dort Hungersnot war, denn Gott konnte den verheißenen Segen nicht schenken.
In der zitierten Begebenheit ist Elisa ein Bild unseres Herrn Jesus. In den Prophetensöhnen können wir uns als Jünger des Herrn sehen. Mitten in einer Welt, die von Gottlosigkeit geprägt ist, gibt es einen „Ort“, wo der Herr ist und wir uns um Ihn sammeln dürfen.
Die Welt hat keine geistliche Nahrung für uns. Nur der Herr kann den Hunger unserer Seele stillen – so wie Elisa die Prophetensöhne versorgt. Elisa weist seinen Diener an, den großen Topf aufzusetzen. Wäre es in Zeiten der Hungernot nicht besser, einen kleinen Topf zu benutzen? Das würden wir für angemessen halten. Aber der Herr ist kann auch in „schlechten Zeiten“ viel austeilen. Er will uns jede geistliche Erquickung geben, die wir nötig haben. Sein Vorrat ist unbegrenzt.
Nun geht einer der Prophetensöhne auf das Feld, um Kräuter zu sammeln. Er möchte das Gericht würzen und schmackhafter machen. Hat Elisa ihn geschickt? Nein, er geht auf eigene Faust los. So ist es schon oft geschehen. Jemand meint, die Verkündigung des Wortes Gottes sei zu eintönig; es sei notwendig, „Würze“ beizugeben. Auf den Feldern dieser Welt gibt es manches Interessante, was angeboten wird. Eine rhetorische Ausbildung, um mitreißend predigen zu können, oder eine musikalische Unterstützung des Gottesdienstes mögen zwar nützlich erscheinen, aber in Wirklichkeit nehmen sie dem Wort Gottes die Kraft, weil sie stärker auf die Gefühle ausgerichtet sind als auf Herz und Gewissen.
Der Prophetensohn findet auf dem Feld mehr als er erwartet: Eine Ranke mit reichlich Früchten. Sicherlich hat er sich gefreut, etwas gefunden zu haben. Doch leider merkt er nicht, dass er ungenießbare Früchte kocht und letztlich die ganze Mahlzeit verdirbt.
Wir könnten auch dazu neigen, Elemente der Welt als Speise für die Gläubigen anzubieten. Diese Elemente müssen nicht grundsätzlich schlecht sein, die Frage ist allerdings, ob sie mit dem Herrn Jesus genossen werden können.
Doch nicht nur außen drohen uns Gefahren. Auch aus uns selbst können schädliche Einflüsse kommen. Wenn wir das Bekenntnis von Gilgal, nämlich mit Christus gestorben zu sein, nicht verwirklichen, zeigt sich das Fleisch. Wir bringen Eigenwillen, Stolz, Selbstzufriedenheit und andere schlechte Dinge mit und vermengen sie mit der guten geistlichen Speise des Wortes Gottes.
Wenn wir also gutgläubig Elemente dieser Welt und ihrer Wissenschaft oder fleischliche Gedanken in unser geistliches Leben hineinbringen, wird unser Glaubensleben Schaden nehmen. Das mag auf den ersten Blick gar nicht auffallen – so wie die übrigen Prophetensöhne erstmal nichts gemerkt haben. Es heißt: „Denn sie kannten sie nicht“. Ihnen allen haben das geistliche Unterscheidungsvermögen und die Abhängigkeit von ihrem Herrn gefehlt. So nimmt das Unglück seinen Lauf. Alles, was im großen Topf ist, ist verdorben. Die Zutat des einen Prophetensohnes hat alles zerstört.
Wir lernen daraus, dass Gottes heiliges Wort keine Beimischung oder Ergänzung verträgt. Alles, was wir eigenmächtig hinzufügen, raubt dem Wort seine Kraft.
Gott sei Dank, ist die Geschichte hier nicht zu Ende, denn sonst wären alle möglicherweise verhungert. Elisa fordert auf, Mehl zu holen. Mehl symbolisiert die vollkommene Menschheit unseres Herrn. Der Prophet selbst wirft es in den Topf und macht dadurch das Essen genießbar. Das zeigt uns: Alles, was wir als geistliche Nahrung selbst aufnehmen möchten oder anderen weitergeben, muss mit dem sündlosen Charakter unseres Herrn übereinstimmen. Alles, was Er sagte und tat, geschah in Abhängigkeit von seinem Gott und Vater. Darin ist Er beispielgebend. Wenn wir Ihn nachahmen, dann – und nur dann – werden wir innerlich gestärkt und ermutigt: „In meiner Seele war Kraft“ (Psalm 138,3). An uns liegt es nun reichlich zu essen, denn Gott hat gesagt: „Tue deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen“ (Psalm 81,11).
Matthias Franke
Dieser Artikel ist erschienen in:
© Im Glauben leben, Zeitschrift für Bibelleser, CSV-Verlag, Hückeswagen
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